Valencia, Requena & Alicante – Weinreisenotizen Teil 2

Valencia, Requena & Alicante – Weinreisenotizen Teil 2

November 23, 2015 Aus Von Anne Gerhards
Valencia Weinregion Weine

Valencia (D.O.)

Der zweite Tag der Reise durch die spanischen Weinbaugebiete fing morgens in Valencia Stadt mit der Verkostung einiger Weine an, zu denen Käse gereicht wurde. Eine durchaus interessante Kombination. Wer gerne Ziegenkäse mag, sollte dazu mal den Mersé der Bodega Santa Barbara probieren. Wichtig dabei: man sollte den Wein erst kurz atmen lassen und dann den Käse dazu essen. Frisch aus der Flasche erschlägt der Käse den Wein noch etwas. Mit dem Käse zusammen kommen die Kokosnuss Aromen raffiniert zur Geltung. Die Kombination war intensiv, lebendig und rund.

Ziegenkäse und Wein

Bodegas Murviedro

 Murviedro Cuva Vella Vintage MuscatVon Bodegas Murviedro hatten wir tags zuvor einige gute Weine, die ich im Beitrag zu Teil 1 der Reise auch vorgestellt hatte. Der heute verkostete Estrella de Murviedro Frizzante Rosé ist aber wohl für eine andere Zielgruppe. Meine erste Assoziation war ein bekannter „Sekt“ für Kinder. Er roch nach Cranberries und schmeckt unglaublich himbeerig wie ein Lolly.
Ein weiteres Highlight gab es aber auch: den Cuva Vella, Vintage Muscat, 1980. Kaffee, dunkle Schokolade, Karamell und Feigen. Wirklich gut.

Weinausbau in Tonamphoren

Danach ging es aufs Land. Wir besichtigten ein Weingut, dass zu einem Teil mit Amphoren zur Weinherstellung arbeitet.

Tonamphoren Weinherstellung

Auch für Privatpersonen ist am Wochenende die Besichtigung von Celler del Roure Winery (D.O. Valencia) möglich und meiner Meinung nach die Fahrt wert. Hier erwartet einen mal was ganz anderes.

Parotet celler del roure 2012Die Herstellung stellt keine größere Herausforderung dar, sondern ist vergleichbar mit der im Edelstahltank. Der Geschmack wird nicht weiter beeinflusst. Aber uns wurde erklärt, dass wenn sie diese Amphoren unter der Erde schon gefunden haben, warum nicht auch nutzen. Der größte Vorteil besteht an der konstanten Temperatur unter der Erde. Insbesondere bei der Hitze die dort herrschen kann.
Einer der Amphorenweine, Parotet, celler del roure, 2012, schmeckte großartig. Sehr balanciert, ruhig und entspannt. Wenig Tanine. Die Verkostung fand mit einigen anderen Weinen auf einem nahegelegenen Weingut statt.

Esoterischer Weinbau – Bodegas Los Frailes

esoterischer weinbauDie Verkostung fand auf einem Weingut statt. Casa los frailes ist ein Bio-Weingut, das seit 1771 besteht und immer noch in Familienhand ist. Es wird sehr darauf geachtet, den Wein in Einklang mit der Natur zu produzieren. Sie achten auf den Stand des Mondes und vergraben mit Erde gefüllte Kuhhörner. Ja, ihr lest richtig. Und die Erklärung klingt erstaunlich logisch. Ich war gerade dort als ausgegraben wurde. Jedes Tier ist mit einem Element verbunden, sagte die Winzerin. Das Pferd mit Feuer, Kuh und Schaf mit Wasser und Luft, das Schwein mit Erde. Weingüter die so arbeiten, versuchen sich das was ihnen fehlt zum Beispiel die Wärme über das Tier zu holen. Deswegen wurden die Hörner mit Erde gefüllt, vergraben und nach einer bestimmten Zeit ausgegraben und die Erde wird an die Reben gegeben. Man muss ja nicht dran glauben, aber was funktioniert, funktioniert, sagte die Winzerin.

Die verkosteten Weine

Insgesamt 11 regionale Weingüter waren bei dieser Verkostung anwesend. Auch hier spürte man die Leidenschaft und Begeisterung für das eigene Produkt. Die spannendsten Weine möchte ich einmal kurz vorstellen.

Verkostete Weine SpanienVon dem Weingut, auf dem wir uns da befanden, stammte unter anderem Blanc de Triología. Dieser Wein besteht aus Sauvignon Blanc, Muscat und Verdil. Auch durch die vielen Dreien auf dem Etikett sehr gut zu erkennen. Zitrus Aromen und ein Hauch Rosmarin machen den Wein erfrischend, leicht und einfach elegant.

Ich war sehr erstaunt als ich auf einem Etikett schwarz auf weiß „Riesling“ las. Es ist der Einzige der Region, soweit bekannt. Das Etikett ist liebevoll gestaltet, erinnert an ein Märchen. Der Clos cor ví, brave, expression grape war gut, nicht umwerfend, aber solide. Mich erstaunte, da er ja eigentlich in Deutschland zu Hause ist, dass er auch bei diesen eher heißen Temperaturen so gut wird.

Für mich war Tempranillo bisher der die bekannteste Weinrebe aus Spanien und ich mochte sie nicht besonders. Bei wurde ich eines besseren belehrt. Ein abgerundeter, leicht trinkbarer Wein mit dem Namen Eduardo Bernejo. Name und Flaschengestaltung entstammen einem Streetart Künstler. Der Wein soll insbesondere jungen Menschen gefallen und ich glaube dass er das tut. Eine leichte beerige Note machte ihn für mich interessant. An den Anschluss an die Verkostung gab es noch ein T-Shirt und ein Kondom mit dem Logo der Flasche. Soweit zu zielgruppengerechten Marketing ;-).

Das Microvinya Projekt 

Paquito el ChocolateroEin Projekt das ich abschließend vorstellen möchte ist das der Micro-Weingüter (Microvinya). Das Ziel dieses Zusammenschlusses ist es, kleine mediterrane Weingüter zu schützen und und wirtschaftlich zu unterstützen, so dass sie wieder rentabel für ihre Besitzer/Farmer werden. Daraus ergibt sich eine Vielzahl an Weinen die nur in kleinen Mengen verfügbar sind. Die „Micro-Winzer“ waren etwas eingeschüchtert von dem Event und der Verkostung, aber als ich länger mit ihnen sprach merkte man dass ihnen die Sache am Herzen liegt. Sie unterstützen die Farmer nach Kräften und bezahlen sie gut, sodass sie sich auf die Pflege der Reben konzentrieren können. Das zahlt sich langfristig für die Microvinyas aus. Alle Weine die ich von ihnen probierte waren balanciert und gut. Der Paquito el Chocolatero hat, wenn ich das richtig sehe, eine Oboe auf dem Etikett und das passt sehr gut, denn bei diesem Wein passiert auch geschmacklich einiges. Zunächst im vorderen Mund präsent, ist er es später hinten, eine ganz feine Schokoladen- Vanillennote rundet ihn ab.

Mein persönliches Fazit dieser Reise: Spanische Weine aus den Regionen Valencia, Requena & Alicante sind sehr abwechslungsreich und häufig günstig. Sie bestechen durch Vielfältigkeit und ihre Winzer durch Leidenschaft.

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