Casanova di Neri Brunello di Montalcino 1982
Weingut: Azienda Agricola Casanova di Neri
Rebsorten: Sangiovese
Region: Toskana
Land: Italien
Den einen oder anderen Brunello di Montalcino haben wir ja im Wein-Blog schon vorgestellt, mit dem Casanova di Neri betreten wir aber dennoch neues Terrain, denn es ist der bislang älteste hier präsentierte Wein, aus dem auch in der Toskana (ähnlich wie im Bordelais) exquisiten Jahr 1982. 1982…wir Älteren können uns zumindest noch vage daran erinnern: Helmut Kohl wurde Bundeskanzler und Mehrheitsaktionär der CDU, Nicole trällerte sich mit „Ein bisschen Frieden“ an die Spitze des europäischen Musitantenstadls und die deutsche Fußballnationalmannschaft verlor das WM-Finale gegen Italien. Nun, 33 Jahre danach trinke ich den Italienern dann eben einen ihrer letzten verbliebenen Weine aus diesem Jahr weg, ha, was für eine späte Genugtuung…!
Das Weingut Casanova di Neri wurde 1971 von Giovanni Neri gegründet und sukzessive erweitert. Der rund 500 Hektar große Winzerbetrieb umfasst heute 63 Hektar Rebfläche und 20 Hektar Olivenhaine. Die Weinberge liegen in den Gebieten Sesta Bassa am Südhang, bei Castelnuovo dell’Abate und in der vom Mikroklima besonders begünstigten Lage Cerretalto im östlichen Gebiet von Montalcino, aus der auch ein gleichnamiger Einzellagen-Brunello kommt. Neben dem „normalen“ Brunello und dem „Cerretalto“ wird mit dem „Tenuta Nuova“ ein weiterer Einzellagen-Brunello produziert, dessen 2001er Ausgabe es immerhin zum Wein des Jahres im WineSpectator brachte. Die Jahresproduktion beträgt 225.000 Flaschen. Seit der ersten Ernte 1978 produziert der Betrieb Weine, die sicher zu den besten der Toskana zählen und einen modernen Stil zeigen.
Der 1982er verrät schon beim Öffnen der Flasche, dass er seinen Alterungsprozess bestens überstanden hat, Botox, Silikon und ein Chirurgen-Skalpell hatte der Bursche wirklich nicht nötig. Im Glas funkelt er in einem mittleren bis hellen Granat-/Rubinrot und ist völlig klar. In der Nase dominieren dem Alter entsprechend erdige Töne, Leder, Rauch, Zedernholz und Kaffeebohnen, die sich dann auch am Gaumen zeigen, neben mineralischen Tönen, Sauerkirschen und Vollmichschokolade. Die Tannine sind fein und samtig, der Abgang ist ausgedehnt. Für einen 33jährigen präsentiert sich der Casanova di Neri erstaunlich frisch mit einem wunderbaren Gesamteindruck. Ein naturgemäß einmaliges Weinerlebnis, denn so ein Elixier ist ja leider kaum mehr erhältlich. Die Erinnerung daran wird aber bleiben, und bei mir hoffentlich länger als die an das verlorene WM-Finale 1982…
Geschmack: 3,5 von 5 Punkten, Preis/Leistung: 3,5 von 5 Punkten
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