Rust en Vrede Estate 2010
Weingut: Rust en Vrede
Rebsorten: Cabernet Sauvignon, Syrah, Merlot
Region: Stellenbosch
Land: Südafrika
Südafrikanische Weine zählten aufgrund ihrer häufig völlig überbordenden aromatischen Betonung des Holzeinsatzes bislang nicht zu meinen Favoriten. So nahm ich vor geraumer Zeit an einer ausgedehnten Probe solcher Tropfen teil, nach der sich meine Zunge anfühlte, als ob ich damit im Frühjahr sämtliche jungen Eichen im Frankfurter Stadtwald persönlich abgeschleckt hätte. Zudem konnte ich am Ende des Abends kaum mehr Weiß- von Rotweinen und wohl auch nicht mehr Männlein von Weiblein unterscheiden… Aber ich möchte ja keinesfalls mit dem Motto „Was ein Blauer nicht kennt säuft er nicht!“ von der vinophilen Bühne abtreten und werde daher in Kürze dem Land und der Stadt am Kap einen Besuch abstatten. Dabei werde ich ganz sicher auch einige Weingüter besuchen und noch mehr Weine verkosten, so viel steht mal fest.
Zu den Weingütern, die ich aufgrund ihres exzellenten Renommees besuchen möchte, zählt „Rust en Vrede“ in Stellenbosch. „Rust in Vrede“ ist nicht etwa ein Hinweis darauf, dass Kremlflieger Mathias Rust anno 1987 Vredestein-Pneus auf seine Cessna aufgezogen hatte, um diese geschmeidig neben dem Roten Platz aufsetzen zu können…es bedeutet „Ruhe und Frieden“ auf Afrikaans.
Das Weingut wurde bereits 1694 gegründet, der Top-Wein trägt daher auch diesen Namen. Nach langer Durststrecke wurde das am Fuß des Helderbergs gelegene 50 Hektar große, seinerzeit aber ziemlich heruntergewirtschaftete Weingut 1978 durch das südafrikanische Rugby-Idol Jean „Jannie“ Engelbrecht übernommen. Seitdem ging es stetig aufwärts, heute ist Rust en Vrede Estate aufgrund seiner musterhaften kapholländischen Architektur nicht nur denkmalgeschützt, sondern vor allem eines der führenden Rotweingüter Südafrikas und beherbergt zudem eines der besten Restaurants Südafrikas (dessen „Estate Experience Menu“ wir ganz sicher genießen werden!). Auf 30 ha Rebfläche werden Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah und Tinta Barroca angebaut. Die renommiertesten Weine sind der bereits erwähnte „1694 Classification“ (Syrah und Cabernet Sauvignon), der „Single Vineyard Syrah“ und eben der hier vorgestellte „Rust en Vrede Estate“.
Der 2010er Rust en Vrede Estate, eine Cuvée aus 59% Cabernet Sauvignon, 34% Syrah und 7% Merlot, die 18 Monate in Eichenfässern reift, leuchtet in tiefdunklem Purpurrot. Das Bouquet ist dicht und konzentriert mit vollen Aromen von reifen Pflaumen und Brombeere, hinterlegt mit Noten von Rauch und Tabak. Am Gaumen zeigen sich die intensiven Fruchtaromen noch prägnanter, dazu gesellen sich leichte Kaffeenoten. Die Tannine sind reif uns samtig, wie auch der lange Abgang. Dieses Gemisch ist sehr „sexy“ und weckt eine enorme Vorfreude auf „Mehr vor Ort“… ich werde berichten!
Und hiermit werde ich pünktlich zum Jahreswechsel meine stereotypen Vorbehalte gegenüber südafrikanischen Weinen in den Ausguss befördern. Wenn das kein vinophiler Vorsatz ist… Ruhe und Frieden!
Geschmack: 4,5 von 5 Punkten, Preis/Leistung: 3,5 von 5 Punkten
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