Finca Dofi 1995
Weingut: Bodegas Álvaro Palacios
Rebsorte: Syrah, Cabernet Sauvignon, Merlot, Cariñena, Garnacha
Region: Priorato
Land: Spanien
Nein, wir werden hier im Wein-Blogger weder langweilig noch eindimensional in der Auswahl der vorgestellten Weine, aber „Wat mut, dat mut!“. Somit vernachlässigen wir jetzt mal den Umstand, dass wir in der letzten Zeit schon einige Priorato-Tropfen präsentiert haben, denn mit Álvaro Palacios verdient es einer der maßgeblichen Protagonisten dieser Region und seiner außergewöhnlichen Weine allemal, hier mit seinem 1995er „Finca Dofi“ besonders gewürdigt zu werden.
Álvaro Palacios gründete seine Bodega in der Gemeinde Gratallops im Jahre 1989. Er entstammt einer alteingesessenen Familie aus dem Rioja (der „Bodegas Palacios Remondo“, in der Álvaro zwischenzeitlich auch die Federführung übernommen hat). Nach dem Önologie-Studium in Bordeaux hatte dieser bei den bekannten Weingütern Château Pétrus im Pomerol / Bordeaux und Stag’s Leap im kalifornischen Napa Valley gearbeitet. Dann beschloss er, einen eigenen Weltklassewein zu produzieren. Als einer der „jungen Wilden“ prägte Palacios gemeinsam mit seinem Winzerkollegen René Barbier vom Weingut Clos Mogador unter Anleitung des Önologie-Professors José Luis Pérez ab Anfang der 1990er-Jahre die „Wiederauferstehung“ des Priorat. Berühmt wurde Álvaro Palacios mit seinem nach einer fünf Hektar großen Einzellage benannten Wein „L’Ermita“, der aus durchschnittlich 90-jährigen Reben mit einem Ertrag von maximal zehn Hektoliter je Hektar stammt. Der Wein zählt mit dem „Pingus“ von Peter Sisseck aus Ribera del Duero zu den begehrtesten, aber demnach auch teuersten Rotweinen Spaniens (die mit einem vierstelligen Betrag für eine Flasche aber mittlerweile in stratosphärischen Preisdimensionen angekommen sind) und hat wie sein Erzeuger den Status einer „Legende“. Klaus-Peter Keller, nicht minder legendärer Erzeuger von Weltklasse-Weißweinen aus Rheinhessen, beurteilt den 2010er L’Ermita als den „… besten spanischen Wein der Neuzeit, den ich getrunken habe. Das ist schlichtweg Rotwein in Perfektion!” Schade nur, dass die meisten von uns dies aus vorgenannten pekuniären Gründen nicht werden nachvollziehen können. Sollte mir jemand diese Möglichkeit verschaffen wollen: Ich würde dafür vermutlich schlimme Dinge tun…!
Der „Finca Dofí“, ebenfalls nach einer Einzellage benannt, ist der Zweitwein des Gutes. Er wird aus Garnatxa und Cabernet Sauvignon, sowie etwas Carineña, Merlot und Syrah produziert. Weitere Weine des Hauses sind der relativ neue „Gratallops Vi de Vila“, gefolgt von dem schon länger mit einem erstklassigen Preis-Genuss-Verhältnis aufwartenden „Les Terrasses“ sowie dem Einstiegswein in die Palacios-Welt, dem „Camins del Priorat“.
Die 1995er-Ausgabe des Finca Dofí beweist einmal mehr, welche Langlebigkeit auf hohem Qualitätsniveau die Weine des Priorato erreichen können. Er steht im Alter von 20 Jahren nach wie vor in einem tiefen Rubinrot im Glas. In der Nase zeigen sich intensive Noten von Pflaume, Kirschen, Johannisbeeren, Brombeeren, dazu Aromen von getoastetem Brot und diversen Kräutern, die sich am Gaumen nahtlos fortsetzen und – fast schon selbstverständlich – mit der hohen Mineralität eines besonderen Weins aus dieser Gegend gepaart sind. Der Wein weist eine enorme Dichte auf, ist aber eben auch in keiner Weise „fett“ sondern wunderbar ausbalanciert und elegant. Große Klasse, die sich auch noch einige Jahre mehr erhalten wird.
Die Weine von Álvaro Palacios gehören zu meinen ganz besonderen persönlichen Favoriten, sowohl die aus dem Priorat, aus der Rioja als auch seine aus der autochthonen Mencia-Traube produzierten Erzeugnisse aus dem DO-Bereich Bierzo im äußersten Nordwesten der spanischen Region Kastilien-León. Im Wein-Blog werden daher sicher noch der eine oder andere vorgestellt, unter Vermeidung von Wiederholungen und Langeweile…versprochen!
Geschmack: 4,5 von 5 Punkten, Preis/Leistung: 3 von 5 Punkten
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