Die Pfalz in Rot
Wenn man als nicht vinophiler Leser die Überschrift liest, könnte man meinen, dass sich der Autor verschrieben hat. „Die Pfalz ist Rot“ macht für viele Fußballfans – in Hinblick auf die roten Teufel vom Betzenberg – mehr Sinn.
Während aber aktuell aus sportlicher Sicht die roten Teufel keine internationale Klasse haben, schaut es beim Wein ganz anders aus. Gerade die Top Rieslinge der Region sind auch international gefragt.
Aber darum soll es hier jetzt eigentlich gar nicht gehen. Der Artikel ist im Rahmen eines Pfalzbesuchs mit alten Freunden entstanden, die aus der ganzen Republik zusammenkamen. Da die meisten davon gestandene Biertrinker sind, war es auch keine Weinreise. Umso schöner waren daher die unerwarteten Entdeckungen in Sachen Pfälzer Weinkultur.
Masse statt Klasse in der ersten Weinbar
Erster Treffpunkt war eine Weinlounge in Herxheim. Erstes Learning: In der Pfalz trinkt man bei geselligen Zusammenkünften gerne Weinschorle. Zweites Learning: die 0,5 Liter Weinschorle besteht nicht etwa halb aus Wein und halb aus Wasser, sondern enthält in etwa soviel Alkohol wie eine mässig gut eingeschenkte Maß Bier auf dem Oktoberfest.
Da Pfälzer sehr trinkfreudig sind und mich die pure Quantität an Flüssigkeit der Weinschorle irgendwann überforderte, orderte ich später an der Bar auch mal ein Glas Weisswein, mit dem Wunsch nach hochwertigster Qualität. Herausgekommen ist dabei ein Glas Liquid Aurum der Winzergenossenschaft Herxheim. Sicher kein schlechter Wein, aber nichts aus der Qualitätsstufe was ich mir vorgestellt hatte.
Zielgerichteteres Endecken in der Pfalz
Letzteres erwies sich dann aber als Vorteil. Als ich die gewisse Unzufriedenheit mit diesem Wein an unserem Tisch bemerkte, stellte sich heraus, dass mein Tischnachbar Dirk Gerling war. Seines Zeichens ein Geschäftsführer des Pfalzwein e.V. Von ihm kamen wertvolle Tipps und eine Einladung auf eine private Verkostung mit Rotweinen aus der Pfalz.
Ein guter Tipp war, sich bei der Auswahl der Weine bei gastronomischen Stopps in den nächsten Tage auf eine Rebsorte zu beschränken. Die Empfehlung war hierbei Weissburgunder. Besonders in Erinnerung geblieben ist dabei der Weißer Burgunder Kabinett vom Weingut Darting, denn es im Dürkheimer Fass zu grossartigem regionalen Essen gab – u.a. mit tollen Fruchtaromen an der Nase.
Eine weitere Weißweinempfehlung gab es nach einer Weinprobe im Weingut Johann Müller: die Scheurebe vom Heiligenberg. Am Gaumen klar und kräftig, mit schönen Abgang. Ein Wein, der bestens zu kräftig gewürzten asiatischen Gerichten passt.
Das rote Finale
Am letzten Abend gab es dann noch die exklusive Rotweinprobe von dem oben vorgestellten Dirk Gerling mit drei Rotweinen aus der Region im privaten Rahmen. Die drei ausgesuchten Weine waren allesamt sehr empfehlenswert.
Zunächst gab es einen 2017er Pinot Noir in Basisqualität aus dem Weingut Lind aus Rohrbach. Sehr schön an der Nase, klar am Gaumen. Als zweites kam der 2017er Hauer Pinot Noir Auslese ins Glas – schöner Wein, am Gaumen voll, breit und weich. Das Highlight war dann als dritter Wein der 2016er Sausenheimer Klostergarten Cabernet Sauvignon aus dem Weingut Schenk-Siebert. Ein Wein, den man ohne Probleme bei einer Cabernet Sauvignon Blindverkostung mit höherpreisigen internationalen Weinen in eine Reihe stellen kann. Der Klimawandel machts möglich.
What else?
Saumagen gefällig? Hierfür waren wir im Restaurant Hambel, gegenüber der Metzgerei Hambel in Wachenheim. Das Saumagen Rondell für zwei Personen ist ein perfekter Einstieg. Hier ist eine Reservierung angeraten.