J. Heinrich – Cupido Passion Immortelle 2006 & elegy 2006
Rebsorten: Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah
Weingut: Silvia Heinrich
Region: Deutschkreutz / Mittelburgenland
Land: Österreich
„Heinrich! Mir graut’s vor dir.“ … Diese Einschätzung Gretchens, nachdem sie im Kerker dem Anblick Fausts gewahr wird, überlasse ich nur zu gerne Goethes Dichtkunst, denn in meiner Lebenswirklichkeit graut es mir nicht im Geringsten vor „Heinrich“. Im Gegenteil, für mich steht der Name für überaus angenehme Seiten des Daseins, vor allem die Freundschaft von Simona und ihres Ehemanns Heinrich, die mir immer wieder auf ihre ganz eigene, wunderbare Weise verdeutlichen, was im Leben wirklich wichtig ist…
Dafür bin ich ihnen sehr dankbar und freue mich, wenn ich meine Dankbarkeit gelegentlich durch eine nette kleine Weinverkostung zeigen darf. Namensreferenzen entwickeln bei einer solchen ja einen zusätzlichen Charme, wie ich finde: Wenngleich der Name Simona in der Weinwelt sicher noch etwas unterrepräsentiert ist, sind mit Heinrich doch einige großartige und renommierte Tropfen verknüpft, wie bspw. der von Rolf Binder und seiner Schwester Christa im australischen Barossa Valley zu Ehren ihres Vaters erzeugte Grenache/Mataro/Shiraz-Blend namens „Heinrich“, oder auch die von Heike und Gernot Heinrich im burgenländischen Gols produzierten „Gabarinza“, „Salzberg“ und Co.
Im Burgenland gibt es aber noch ein weiteres Weingut, welches herausragende Rotweine erzeugt: das von Silvia Heinrich (nicht irritieren lassen: das Logo der Etiketten beinhaltet ein „J.“ für ihren Vater Johann). Diese sind meiner bescheidenen Ansicht nach so gut, dass ich sie hier gleich „im Doppelpack“ vorstelle.
Weingut und Winzerin
Aber zunächst zu der „Vollblut-Winzerin“ Silvia Heinrich, die zumindest die ersten Buchstaben ihres Vornamens mit Simona teilt: Ihre besondere Leidenschaft gilt der burgenländischen Parade-Rebsorte Blaufränkisch. 75% der 37 ha Rebflächen des Gutes in erstklassigen Lagen rund um Deutschkreutz, etwa Goldberg, Hochberg oder Siglos, sind mit dieser bestückt. Sie vinifiziert Blaufränkisch in sieben Variationen. Darüber hinaus werden Cabernet Sauvignon, Merlot, Zweigelt, Pinot Noir und Syrah kultiviert. Der Anbau erfolgt naturnahe und nachhaltig, die Lese manuell und die Gärung spontan. Silvia handelt wie glücklicherweise so viele erstklassige Weinmacher nach dem Motto „weniger ist mehr“ und mit dem Anspruch, dass sich ihre Heimat und das „Terroir“ in den Weinen widerspiegeln.
Die Weine
Ihre vinophilen Zugpferde sind neben dem „terra o.“ (terra oppidorum, Lateinisch für Burgenland, eine Cuvée aus Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah) der „elegy“ als Blend aus Cabernet Sauvignon und Merlot und der „Cupido“ als reinsortiger Blaufränkisch. 2006 ist im Burgenland ein exzellenter Jahrgang und damit ein Grund mehr, sich mit beiden letztgenannten parallel zu befassen.
Cupido 2006
Der „Cupido (Lateinisch für ‚Begierde‘) wird nur in großen Rotweinjahren erzeugt, jeder Jahrgang erhält zudem als Ausdruck besonderer Wertschätzung den Beinamen eines bedeutenden Kunstwerks. 2006 ist es die „unsterbliche Leidenschaft“, das Etikett ziert die Skulptur der „Liebenden in inniger Umarmung“ von Antonio Carnova (1757 – 1822).
Der 2006er Cupido kommt in dunklem, opakem Rubinrot ins Glas. In der Nase findet sich ein faszinierendes Bouquet von Kirsche, Heidelbeere, Pfirsich, Cassis und Brombeere, welches das Glas wie von selbst zum Mund führt. Am Gaumen zeigen sich dunkle Früchte in vielfältiger Form, dazu gesellen sich einige mineralische Noten, rauchige Würze, wiederum Brombeeren sowie Karamell und Schokolade im Abgang, begleitet von feinen, samtigen Tanninen. Der Cupido Passion Immortelle zeigt sich auch im Alter von gut zwölf Jahren noch jugendlich frisch und hat sicher noch ein langes Leben vor sich…welches ich natürlich auch Simona und Heinrich wünsche, gelegentlich begleitet von einem solch fabelhaften Wein.
elegy 2006
Von meiner eigenen „Eloge“ den Sprung zum „elegy“, den Silvia Heinrich als „Ein Loblied auf den Wein.“ bezeichnet, zu schaffen, ist dann auch nicht mehr sonderlich schwierig, obgleich ich den Begriff „Elegie“ ja eher mit „Klagelied“ assoziiere… Das wäre sicher ein sehr unterhaltsames Gespräch: mit Silvia Heinrich bei einer Flasche elegy über die Interpretationen des Elegie-Begriffs, insbesondere die römische Liebeselegie, zu sinnieren, um dann passend dazu eine Flasche Cupido zu öffnen…
Der elegy verdeutlicht, was die Vermählung der internationalen Rebsorten Cabernet Sauvignon und Merlot auf mittelburgenländischem Boden hervorzubringen vermag. Wie der Cupido wird der elegy drei Jahre in kleinen Holzfässern ausgebaut.
Auch der elegy 2006 steht in dunklem, undurchdringlichem Rubinrot im Glas. Das Aromen-Spektrum in der Nase reicht von Cassis, Wald- und Brombeeren über Edelhölzer und ein wenig Vanille und Lakritz zu einem Hauch Orange. Der dichte und saftige Eindruck am Gaumen wird wieder von Brombeeren dominiert, aber auch mineralischen Noten, im langen Nachklang zeigen sich dann neben dunklen Früchten auch Kirschen. Das elegy-Ensemble ist zugleich sehr kraftvoll, harmonisch und finessenreich. Obwohl der elegy 2006 in seiner Entwicklung deutlich weiter fortgeschritten als der Cupido 2006 erscheint, hat er sicher noch viele Jahre in bester Verfassung vor sich.
Sowohl der Cupido als auch der elegy sind fantastische, überaus empfehlenswerte Weine aus dem Hause Heinrich… das Einzige, was mir noch zur Perfektion fehlen würde: Ein Wein mit Namen „Simona“…Silvia Heinrich, bitte übernehmen Sie!
Für beide: Geschmack: 4,5 von 5 Punkten, Preis/Leistung: 4,5 von 5 Punkten
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