Die „Paleo-Diät“…Le Macchiole Paleo Rosso 2004
Weingut: Le Macchiole
Rebsorte: Cabernet Franc
Region: Bolgheri / Toskana
Land: Italien
Ich gebe ja zu, dass ich ein Faible für richtig schlechte Trash-Filme habe und mich bei großen Klassikern der Cineastik wie „Der Angriff der Killertomaten“ köstlich amüsieren kann. Die Realität hält in meinem Alter da größere Gefahren bereit, denn gerade ein Weingenießer muss sich permanent des heimtückischen „Angriffs der Killerplauze“ erwehren. Dies gelingt mir (noch) durch sportliche Betätigung und den relativ regelmäßigen Gang ins Fitnessstudio, aber das ist ja auch echt anstrengend. Da kam mir passenderweise wieder in den Sinn, dass ich neulich von der „Paleo-Diät“ gehört habe. Ich befürchte zwar, dass man bei Befolgen archaischer Ernährungsgewohnheiten auf Dauer zum personifizierten „Missing Link“ der fehlenden Verbindung zwischen Neanderthaler und Cro-Magnon-Mensch mutiert, aber ich entschloss mich dennoch zu meiner eigenen Interpretation dieser Paleo-Diät. Für die musste ich praktischerweise auch nicht ins „Gym“ stolpern, sondern lediglich in den Keller…um eine wunderbare Flasche Paleo der Azienda Agricola Le Macchiole aus Bolgheri in der Toskana heraufzuholen und zu öffnen.
Das Weingut Le Macchiole zählt seit seiner Gründung vor rund 30 Jahren zu den angesehensten Produzenten im toskanischen Anbaugebiet Bolgheri in der Nähe von Livorno, aus dem auch die bekannten Weltklasseweine „Sassicaia“ und „Ornellaia“ stammen. Es verfügt über 22 Hektar Weinberge, die biologisch bewirtschaftet werden. Das Lesegut wird äußerst streng selektiert, um den hohen Qualitätsansprüchen gerecht zu werden. Auch Le Macchiole hat sich einen mit seinen Rotweinen aus internationalen Rebsorten einen exzellenten Ruf erarbeitet. Zu diesen gehören neben dem Paleo der „Scrio“, ein reinsortiger Syrah, und der „Messorio“, ein reinsortiger Merlot, dessen 2004er-Ausgabe, also der „Jahrgangsbruder“ des hier vorgestellten Paleo, vom Wine Spectator mit 100 Punkten geadelt wurde und seitdem zu den gesuchtesten und damit leider auch teuersten italienischen Topweinen gehört.
Der für 20 Monate in Französischen Barriques ausgebaute Paleo Rosso (es wird auch ein „Paleo Bianco“ aus Sauvignon Blanc und Chardonnay erzeugt) sorgte als erster vollständig aus Cabernet Franc hergestellter Wein Italiens seit seiner Erstauflage 1989 für eine Menge Aufsehen. Der vermutlich aus Frankreich stammende Cabernet Franc steht häufig im Schatten des Cabernet Sauvignon, dabei ist er dessen genetischer Vater (die „Mama“ ist die weiße Rebsorte Sauvignon Blanc) und wird vor allem im Bordelais häufig mit diesem und Merlot „verschnitten“. Zudem ist er an der Loire die dominierende rote Rebsorte. Der Paleo ist aber ein Beispiel für die herausragende Qualität, die Cabernet Franc auch außerhalb Frankreichs erzielen kann. Der 2004er Paleo weist ein dunkles Granatrot auf. Das Bouquet wird durch ein intensives Aromenspektrum aus dunklen Früchten, verschiedenen Kräutern, Rauch, erdigen Noten, Lakritze und vielem mehr, was ich bei meiner strengen Diät vor lauter nasaler Erschöpfung gar nicht individuell wahrnehmen kann, geprägt. Am Gaumen offenbaren sich eine enorme Konzentration, ein mächtiger Körper, aber auch sehr feine, seidige Tannine. Das Finale dieses gar nicht mal so schlanken „Paleontologen“ hält enorm lange an.
Diese Art von Paleo-Diät ist wirklich umwerfend und bereitet sehr viel Freude. Dass sie wirklich zum Abnehmen taugt, dürfte von Ernährungswissenschaftlern vehement bestritten werden, ist aber auch irgendwie egal, denn es gibt „Gewichtigeres“…den Paleo Rosso von Le Macchiole!
Geschmack: 4,5 von 5 Punkten, Preis/Leistung: 3 von 5 Punkten
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