Le Stanze del Poliziano 2009
Weingut: Poliziano
Region: Toskana
Rebsorte: Cabernet Sauvignon, Merlot
Land: Italien
Die Toskana ist zwar immer noch zum Großteil „Sangiovese-Land“, aber viele Weingüter widmen sich seit geraumer Zeit auch „internationalen“ Rebsorten, gerade auch die etablierten Winzer. Zu diesen gehört auch das in der Nähe von Montepulciano beheimatete Weingut „Poliziano“, das Anfang der Sechzigerjahre von Dino Carletti gegründet wurde. Am Stammsitz wird vor allem der „Vino Nobile de Montepulciano“ aus dem lokalen Sangiovese-Klon Prugnolo Gentile gekeltert. Der „Asinone“ genannte Top-Vino-Nobile des Hauses ist seit Jahren einer der besten der Region und wird sicherlich im Wein-Blog auch bald vorgestellt.
Seit Anfang der 1980er Jahre wird das Gut von Dino Carlettis Sohn Federico geführt, der wie sein Vater höchste Qualitätsansprüche stellt. Mit Carlo Ferrini konnte er einen hoch angesehenen Önologen als Produktionsleiter gewinnen.
Der Name „Poliziano“ ist eine Hommage an den in Montepulciano geborenen humanistischen Dichter Angelo Ambrogini (1454-1494), bekannt als „Il Poliziano“. Die Weinberge umfassen 120 Hektar Rebfläche in Montepulciano. Daneben erzeugt Poliziano auch Weine in Pienza und Cortona. Die Jahresproduktion beträgt etwa 600.000 Flaschen. Neben der Azienda Agricola Poliziano gehört Carletti mit Lohsa auch noch ein Weingut in der Maremma.
Der „Le Stanze“ ist aber eben kein Sangiovese, sondern besteht zu 80% aus Cabernet Sauvignon und 20% Merlot. Er wird 16 Monate in Barriques aus französischer Eiche ausgebaut, ist also in jeder Hinsicht ein „international“ gemachter Wein…ich nehme die berechtigte Frage gleich selbst vorweg: „Was heißt denn das?“. Nun, dafür gibt es keine „Legaldefinition“, aber die Verwendung der Rebsorten Cabernet und Merlot sowie der Ausbau in Barriques macht die Herstellung solcher Weine weltweit vergleichbar, was dann auch zu vergleichbaren Geschmacksmustern führt und von vielen „Traditionalisten“ verurteilt wird…aber wir sind ja keine Ideologen und unsere Verkostungsräume sind auch nicht im griechischen Parlament gelegen, daher halten wir es mit dem großartigen Winzerguru Charles Smith aus Washington State (auch der wird hier noch vorgestellt): „It’s just booze, drink it!“.
Der 2009er Le Stanze präsentiert sich in einem opaquen Purpurrot und einem komplexen Aromenspektrum in der Nase: Neben einer Vielzahl dunkler Früchte, v.a. Sauerkirschen und schwarze Johannisbeere, sind deutliche Karamellnoten zu vernehmen, dazu weißer Pfeffer. Am Gaumen treten zu den dunklen Früchten Lakritz-, Rauch- und Rosmarinnoten. Der Wein ist sehr dicht und fest mit deutlichen, aber gut eingebundenen Tanninen, die zeigen, dass er noch eher am Anfang einer langen Entwicklung steht. Der Abgang hält länger als eine halbe Minute an.
Der Le Stanze ist ein großartiger Wein für Liebhaber von Cabernet-/Merlot-Blends, für toskanische „Traditionalisten“ und „Sangiovese-Puristen“ vermutlich eher nichts, aber für die gibt es ja auch ein reichhaltiges Angebot.
Geschmack: 4 von 5 Punkten, Preis/Leistung: 2,5 von 5 Punkten
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