The Prisoner 2008
Weingut: Orin Swift Cellars
Rebsorten: Zinfandel, Cabernet Sauvignon, Syrah, Petite Sirah, Charbono, Grenache
Region: St. Helena, Napa Valley, California
Land: USA
Für einen guten Wein tue ich ja so einiges, definitiv, da beißt die Reblaus keinen Faden ab. Aber wie weit würde ich wohl gehen? Würde ich dafür sogar riskieren, straffällig zu werden und in den Knast zu wandern? … Keine Angst, werte Leser, so übel verstrahlt bin ich dann doch noch nicht, als gesetzestreuer Bürger, Zwillingsbruder eines angesehenen Juristen und risikosensibler Ökonom liegen mir Weinbeschaffungskriminalität und eine Häftlingslaufbahn absolut fern. Und die muss ich ja glücklicherweise auch gar nicht einschlagen, besteht doch die wunderbare Möglichkeit, stattdessen einen Knastbruder selbst zu mir kommen zu lassen, und das sogar auf einer kurzen Laufbahn, nämlich aus dem Weinkeller direkt auf meine Geschmacksknospen…wie praktisch!:„The Prisoner“ von Orin Swift.
Orin Swift Cellars mit Sitz in St. Helena im Napa Valley wurden 1998 von dem damals gerade 24 Jahre alten David Swift Phinney gegründet, der seine Leidenschaft für Weine während einer Italienreise entdeckte und sich nach ersten Lehrjahren schnell verselbständigte. Der Name seines Weinguts setzt sich aus dem mittleren Namen seines Vaters, Orin, und dem Mädchennamen seiner Mutter, Swift, zusammen. Aus bescheidenen Ursprüngen mit zugekauften 2 Tonnen Zinfandel gestartet, hat David Phinney das Weingut zu einem Konglomerat aus 10 verschiedenen multinationalen Marken und einer Jahresproduktion von rund 100.000 Kisten Wein entwickelt. Er erwies sich dabei auch als ziemlich geschäftstüchtig, denn seine ersten Marken, „The Prisoner“ und „Saldo“, hat er bereits 2010 verkauft, bevor er dann im letzten Jahr „richtig Kasse machte“ und Orin Swift Cellars an E. & J. Gallo, einen der weltgrößten Weinproduzenten, der pro Jahr geschätzte 75 Milliarden Flaschen Billig-Plörre herstellt, verhökerte. Aber immerhin behält Dave Phinney (vorerst zumindest…) mit „D66“ (einem Alte-Reben-Grenache aus dem Languedoc) und „Locations“ („Value for Money“-Weine aus Ländern wie Spanien, Italien und Argentinien) zwei interessante Wein-Linien. Phinney soll auch weiterhin für die von ihm geschaffenen Orin Swift-Weine verantwortlich zeichnen, die so schräge Namen wie “Abstract”, “China Doll”, “Mannequin”, “Machete”, “Mercury Head”, “Palermo”, “Papillon”, “Slander” oder “Trigger Finger” tragen und darüber hinaus mit kreativen Etiketten beeindrucken (im Falle des „The Prisoner“ mit einem gleichnamigen Bild von Francisco Goya).
Aber bei David Phinneys Weinen steht nicht das Marketing im Vordergrund, sondern die herausragende Qualität, welche die Weinkritiker-Welt in Begeisterung versetzt. Der 2008er „The Prisoner“ macht da keine Ausnahme. Es handelt sich um einen Blend aus 46% Zinfandel, 26% Cabernet Sauvignon und dem Rest Syrah, Petite Sirah, Charbono und Grenache zu etwa gleichen Teilen. Schon in der Nase zeigen sich vielschichtige Aromen von dunklen und roten Beeren und Kirschen sowie Pfeffer, diversen Gewürzen, Kräutern und erdigen Tönen, die sich am Gaumen noch verdichten. Den vollmundigen, mit schwerem Körper ausgestatteten Wein würden Liebhaber schlankerer Tropfen sicher als “Fruchtbombe” bezeichnen, was auch durch die spürbaren 15,2% Alkohol verständlich wird. Für die Freunde „schwerer Wein-Jungs“ ist dieser Knacki mit seinen seidigen Tanninen aber ein Genuss.
Geschmack: 4 von 5 Punkten, Preis/Leistung: 4 von 5 Punkten
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