Sadie Family Columella 2009

Sadie Family Columella 2009

Januar 10, 2016 Aus Von Jörg Uwer
Sadie Family Columella Vindemia 2009

Columella 2009

Weingut: The Sadie Family
Rebsorten: Syrah, Mourvèdre, Grenache
Region: Aprilskloof / Paardeberg / Malmesbury / Swartland
Land: Südafrika

Das mit den Weinen und ihren häufig so eigentümlichen Namen ist ja echt so eine Sache, die können sich verdammt ähneln, auch wenn sie aus ganz unterschiedlichen Gegenden kommen: Neulich habe ich einen „Coma Vella“ aus dem Priorato verkostet. Da kommt der „Columella“ aus Südafrika namentlich sehr dicht ran, auch in ihrer Struktur und Viskosität sind beide ähnlich dicht und ansonsten machen sie auch beide schön dicht…aber später mehr aus der Rubrik „Dichter und Tränker“…

Zwischen dem „Coma Vella“ und dem „Columella“ von The Sadie Family Wines gibt es eine weitere interessante Parallele: Bevor der Südafrikaner Eben Sadie 1999 sein Weingut in der Region Swartland ins Leben rief, erwarb er sich internationale Meriten als Co-Gründer des Gutes „Terroir al Limit“ im spanischen Priorato, das er in kurzer Zeit mit seinem deutschen Partner Dominik Huber zu enormen Erfolgen geführt hat.

Auch nach seiner Rückkehr nach Südafrika und der Gründung des Familienweinguts im Swartland war der Weg für Eben Sadie zu einer „lebenden Legende“ ein sehr kurzer. Bereits der erste „Columella“ des Jahrgangs 2000 erhielt die begehrten fünf Sterne des südafrikanischen Kritiker-Gurus John Platter. Nicht wenige „Meinungsmacher“ sind der Auffassung, dass es in Südafrika zwar einige wirklich honorige Weingüter und Weine gibt, „Weltklasse“ aber nur von Eben Sadie produziert wird.

The Sadie Family besitzt aktuell 38 Einzelparzellen in Swartland, die in einem Umkreis von 60 Kilometern verstreut liegen, da nur die besten Parzellen der Region infrage kommen. Das Alter der Reben erreicht geradezu biblische Dimensionen: 80-90 Jahre sind keine Seltenheit, die ältesten Reben wachsen auf Weinbergen, die vor rund 110 Jahren angelegt wurden. Eben Sadies Vision für den südafrikanischen Weinbau liegt in einer breiten Palette von Sorten und Lagen, die zugleich die Tradition wie auch die Zukunft widerspiegeln. So verwendet er bis zu 10 verschiedene Rebsorten in seinen Cuvées, v.a. in seinem bedeutendsten Weißwein namens „Palladius“. Eben forciert lang etablierte, aber eigentlich schon auf dem „absteigenden Ast“ befindliche Rebsorten wie Cinsault oder Tinta Barocca (die von den portugiesischen Seefahrern vor „gefühlt“ 8.000 Jahren nach Südafrika gebracht wurde), experimentiert aber gleichzeitig mit für Südafrika exotischen Rebsorten wie bspw. sizilianischen und südspanischen Rebsorten oder gar der griechischen Agiorgitiko.

Der 2009er Ausgabe des Columella, Eben Sadies berühmtem roten „Flagship-Wein“, besteht aus 75% Syrah, 23% Mourvèdre und 2% Grenache. Namensgeber für diesen Rotwein war Columella, ein römischer Schriftsteller, der zu Zeiten des Römischen Kaisers Claudius, d.h. irgendwann so in den Jahren 50-70, ein umfassendes Werk über Landwirtschaft und Gartenbau verfasst hat und damit sicher die Grundlagen für solch essenzielle Kulturbeiträge wie Peter Lustigs „Löwenzahn“ gelegt hat.

Der Columella 2009 reifte für 12 Monate in Barriques und weitere 12 Monate in großen Holzfässern („Foudres“). Er fließt in einem kräftigen Rubinrot ins Glas. Das Bouquet zeigt vielschichtige fruchtige Noten, wobei vor allem Erdbeeren und Orangenblüten im Vordergrund stehen, dazu gesellen sich Preisel-, Johannis- und Brombeeren sowie Pflaumen und Kirschen (Kennt noch jemand andere rote oder schwarze Früchte, die ich gerade vergessen haben sollte?…“Please sign here:_________“).

Das Ganze wird wunderbar untermalt von mineralischen Noten und Kräuteraromen. Der erste Schluck zeigt dann aber schon, dass es im Mund noch besser wird: Die Finesse und elegante Fruchtbetonung des Columella sind zum Niederknien, die Tannine sind sehr fein, gleichzeitig erscheint der Wein aber doch konzentriert und druckvoll. Der Abgang ist – selbstverständlich – lang anhaltend und sehr schmeichelnd.

Da bleibt abschließend eigentlich nur, den eingangs skizzierten Gedanken an Goethe und die Nation der „Dichter und Tränker“ aufzugreifen: Wenn Ihr eine Seele habt (ist bei mir leider nicht der Fall…), verkauft sie an Mephisto für eine Flasche Columella, zum Teufel damit!

Geschmack: 5 von 5 Punkten, Preis/Leistung: 2,5 von 5 Punkten

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