Markowitsch M1 2009
Weingut: Gerhard Markowitsch
Rebsorten: Merlot, Zweigelt
Region: Carnuntum / Niederösterreich
Land: Österreich
Ich bin wohl doch kein „ganzer Kerl“. Das muss ich ja leider zugeben, weil ich mich ganz „Mann-untypisch“ so gar nicht für Autos interessiere. Gibt’s doch gar nicht? Ist aber so: Pferde und deren Stärken, Drosseln und deren Klappen, Chromelement-Getriebe und Drehmoment-Getriebene, Karossen in Karotten-Farbe, große Motoren und grobe Motoriker, Renn-Invaliden und Formel-Boliden…alles nicht so meins, es sei denn, der Bolide ist nicht nur solide sondern auch liquide und kommt aus edlen Trauben vergoren daher…!
Diese meine Leidenschaft dürfte unsere geschätzten Leser wenig überraschen. Dann schon eher, dass ich mich im Vorfeld unseres nächsten Redaktionssitzung in München dennoch daran erinnerte, dass die „Bayerischen Motoren-Werkler“ in meiner Kindheit ein „Super-Automobil“ namens „M1“ fabriziert haben, dass seinerzeit wohl für großes Aufsehen sowohl beim Fachpublikum als auch dem durchschnittlichen, Opel-Kadett-fahrenden IAA-Besucher sorgte…
Eine kurze Recherche zeigt, dass der BMW M1 (ursprünglich) mit einem Turbo ausgestattet war und „mächtig Wumms unter der Haube“ hatte (so oder so ähnlich nennt man das doch unter PS-Junkies…). Und das Gleiche – diese Parallelität macht mir dann auch besondere Freude (und das ist nicht die „Freude am Fahren“, so viel ist mal klar!) – gilt für den heute geöffneten Wein gleichen Namens aus dem Hause Markowitsch, denn „Bitte Anschnallen“ ist auch hier angezeigt!
Aber dem Reihenzylinder nach: Dieser M1 kommt nicht aus München, sondern aus Carnuntum. „Carnuntum“? Das klingt ziemlich nach sonntagnachmittäglichem „Römer gegen Barbaren“-Trash-Film auf Tele5 oder so und das ist auch gar nicht so weit hergeholt, denn bereits die Kelten und später die Römer betrieben in diesem sich östlich von Wien bis zur slowakischen Grenze erstreckenden Gebiet mit 910 Hektar Rebfläche Weinbau. Und dieses zu den acht der Region Niederösterreich zählende Gebiet ist dafür auch bestens geeignet, denn das vorwiegend vom nahen Neusiedler See geprägte „pannonische“ Mikroklima sorgt für hohe sommerliche Tagestemperaturen und eine harmonische Traubenreife, die durch die kühlende Donau in der Nähe zusätzlich begünstigt wird.
In der Gemeinde Göttlesbrunn betreibt Gerhard Markowitsch, der als einer der Begründer des „Rotwein-Wunders“ in Carnuntum gilt, sein Weingut. Er hat schnell den Sprung in die österreichische und auch internationale Weinelite geschafft, denn bereits 1999 wurde er vom Falstaff-Magazin, gewissermaßen dem Zentralorgan der österreichischen Weinbeurteilung, zum »Winzer des Jahres« gekrönt. Markowitsch erzeugt auf 39 Hektar Rebfläche rund 75 Prozent Rotwein und 25 Prozent Weißwein. Bei den Rotweinen dominieren Zweigelt, Pinot Noir, Merlot und Cabernet Sauvignon, bei den Weißweinen Grüner Veltliner, Chardonnay und Sauvignon Blanc.
Der „M1“, nach eigener Aussage „das Beste das das Weingut Markowitsch zu bieten hat“, ist im Jahrgang 2009 eine Cuvée aus in etwa gleichen Teilen Merlot und Zweigelt (die Rebsorten-Zusammensetzung variiert, im Jahrgang 2012 sind es bspw. 80% Merlot, 10% Blaufränkisch und 10% Zweigelt). Interessant ist, dass auch andere Top-Weine Österreichs, insbesondere der berühmte „Salzberg“ von Heike und Gernot Heinrich, aus diesen beiden Rebsorten erzeugt wird.
Der 2009er M1 bietet bei „Öffnen der Motorhaube“ ein tiefdunkles, undurchdringliches Rubinrot mit violetten Reflexen. Ungefähr so muss Niki Laudas Blutprobe nach einem 24-Stunden-Rennen ausgesehen haben…
„Lässt man den Motor dann an“ strömen feinste „Benzindämpfe“ von Kirschen, dunklen Beeren, Edelhölzern und Nougat in die Nase. „Schnuppern so die Grid Girls am Red-Bull-Ring in (Steven) Spielberg“…? Nach einem „kräftigen Schluck aus der Einspritzpumpe“ zeigen sich am Gaumen wieder intensive Kirschen, aber auch reife Pflaumen, schwarze Johannisbeeren, etwas Schokolade und leichte Holz- und Kräuteraromen. Der Wein ist ungemein dicht und kraftvoll, mit erstklassig integrierten Tanninen, aber dennoch auch im Alter von sieben Jahren noch sehr frisch, auch im lange anhaltenden Abgang. Das ist definitiv „großer Wein-Motorsport“, der noch viele Jahre „auf vollen Touren“ laufen wird.
Fazit: Mit einem M1 packt man sich einen echten „Tiger in den Tank“, mit dem man auch in jedem internationalen „Formel 1-Grand Prix“ der Weinwelt locker bestehen kann und so manchem „großen Gewächs“ aus Frankreich ((Alain) Prost!) die „Hinterleuchten zeigt“…ich für meinen bescheidenen Teil jedenfalls „…will Spaß und geb‘ Gas!“…mit dem M1 von Markowitsch!
Geschmack: 4,5 von 5 Punkten, Preis/Leistung: 4 von 5 Punkten
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